30 Jahre Tafeln in Deutschland

1993 gründete sich die erste deutsche Tafel in Berlin. Nach 30 Jahren gibt es über 970 Tafeln bundesweit. Die Tafeln sind heute die größte sozial-ökonomische Bewegung in Deutschland, die Lebensmittel rettet und an armutsbetroffene Menschen weitergibt. 30 Jahre Tafel bedeutet: Hoffnung, Zuversicht und Solidarität.

Die Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. gründete 1993 die erste deutsche Tafel in Berlin. Die Berlinerinnen wollten vor allem die Situation der Obdachlosen der Stadt verbessern. Der Gedanke, überschüssige Lebensmittel einzusammeln und diese an Menschen in Not und soziale Einrichtungen weiterzugeben, schien einfach und sinnvoll. Durch das große Interesse der Medien verbreitete sich die Idee schnell bundesweit. 1995 gründeten die damals existierenden 35 Tafeln den Dachverband der Tafeln.

Schwarz-Weiß-Bild von Sabine Werth und anderen Helfenden, wie sie vor Paletten stehend und kniend Lebensmittelkisten sortieren

Herausfordernde Jahre

Die Corona-Pandemie stellte die Tafel-Arbeit auf den Kopf: Aus Orten der Begegnung wurden kontaktarme Ausgabestellen. Unsere Arbeit wurde auf ihren absoluten Kern reduziert: Umverteilung. Gute Lebensmittel vor dem Müll zu retten und an Menschen zu verteilen, denen es an so vielem fehlt. Früher waren das öfters Menschen, die sich etwas Anderes leisten konnten, wenn sie bei uns sehr günstig Lebensmittel bekamen. Heute sind es oftmals Menschen in Armut, die sonst nicht wissen, was sie essen sollen.

Heute haben der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die historische Inflation die Pandemie auf Platz Drei der Krisen verdrängt. Mehr Krise, mehr Herausforderungen und Probleme, mehr Arbeit, mehr Improvisation, mehr Anpassung. Aber auch: mehr öffentliche Wahrnehmung, mehr Zuspruch und mehr Unterstützung.

Wissen, was uns wirklich ausmacht

Die Tafeln werden in diesem Jahr 30 – und wir stehen vor gewaltigen Fragen. Was uns als Menschen ausmacht und eben auch als zivilgesellschaftliche Bewegung, das spüren wir mitunter besonders stark, wenn es fehlt. Wir wissen: Zum absoluten Kern unserer Arbeit gehört auch das Miteinander. Unsere Helferinnen und Helfer können und wollen nicht ohne einander, unseren Kundinnen und Kunden helfen oftmals nicht nur die Lebensmittel, sondern eben auch der Austausch, der Aufenthaltsort.

Wir wissen auch: Wir übernehmen Aufgaben, die eigentlich der Sozialstaat leisten muss und nicht eine Ehrenamtsbewegung. Wir wollen diese Rolle nicht annehmen. Wir wollen keine Existenzhilfe leisten müssen. Lautstark fordern wir politische Armutsbekämpfung.

Mit unserer unmittelbaren Hilfe sind wir in dieser krisengeschüttelten Welt ein Zeichen für: Hoffnung, Zuversicht, Solidarität. Ein leidenschaftliches und verlässliches Zeichen dafür, dass wir als Gesellschaft und als Individuen mit Menschlichkeit durch diese Zeiten gehen. Auch darauf machen wir 2023 gemeinsam aufmerksam. Denn die Tafeln können nur weitermachen, wenn sie weiterhin unterstützt werden. DANKE an alle unsere unermüdlichen Helferinnen und Helfer und die zuverlässigen Partnerinnen und Partner.

Unterstützen auch Sie die Tafeln!

Die Tafel-Helferinnen und -Helfer tun ihr Möglichstes, um Menschen in Not auch in Krisenzeiten schnell zu unterstützen. Helfen auch Sie: Spenden Sie haltbare Lebensmittel an die Tafel in Ihrer Nähe, packen Sie mit an oder unterstützen Sie die Tafeln mit Ihrer Spende. Vielen Dank!