Reiches Land, arme Menschen: Neue Regierung muss handeln!

17.10.2021

Foto: Philip Wilson | Tafel Deutschland e.V.

Gemessen am Vermögen, ist Deutschland das viertreichste Land der Welt. Trotzdem leben hier über 13 Millionen Menschen in Armut, von denen 1,6 Millionen zu den Tafeln kommen. Sie stehen unter zunehmendem Druck: Zusätzlich zur Pandemie vergrößern aktuell die inflationsbedingten Preiserhöhungen den Unterschied zwischen Arm und Reich enorm. Immer mehr Menschen berichten beispielsweise, dass sie sich gesunde Lebensmittel oder Heizkosten nicht mehr leisten können; kleine Extras sind für viele schon lange nicht mehr drin.

Auf diese Ungerechtigkeit macht Tafel Deutschland heute zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut aufmerksam. Tafeln können Armut nur lindern und waren von Anfang an als temporäres Unterstützungsangebot für Menschen in Notsituationen gedacht.

Um die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen, braucht es deshalb nachhaltige politische Maßnahmen. Die nächste Bundesregierung hat hier eine einmalige Chance: Sie kann und muss im Koalitionsvertrag Rahmenbedingungen schaffen, die es jedem Menschen ermöglichen, gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzuhaben. Tafel Deutschland fordert von der neuen Regierung u.a.:

  • einen Mindestlohn, mit dem arbeitende Menschen nicht unterhalb der Armutsgrenze leben
  • eine armutsfeste Kindergrundsicherung
  • keine prekären Jobs und keine sachgrundlose Befristung
  • Aufwertung sozialer, häufig schlecht bezahlter Jobs
  • Anerkennung von Kindererziehung, Care-Arbeit, Ehrenamt etc. bei der Rente – denn Arbeit ist nicht das Einzige, das der Gesellschaft gut tut
  • gute, bezahlbare Lebensmittel
  • bezahlbares Wohnen
  • Kostenfreie, hochwertige Bildung und Betreuung für alle Kinder – von der Kita bis zur Ausbildung oder Universität
  • Kinderrechte ins Grundgesetz, u.a. Recht des Kindes auf Entwicklung und Entfaltung; Recht auf Schutz, Förderung und angemessenen Lebensstandard

Bei den Tafeln sehen wir jeden Tag, welche dramatischen Folgen v.a. langfristige Armut haben kann: Armutsbetroffenen Menschen haben nicht genug Geld für Grundbedürfnisse wie eine gesunde Ernährung, gleichzeitig fehlen ihnen dadurch oft Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe. Sie sind anfälliger für physische und psychische Krankheiten und sterben im Durchschnitt früher. Wer in Armut aufwächst, hat später selbst ein höheres Armutsrisiko. Deshalb ist dringend Zeit zu handeln!