Lebensmittel mehr wertschätzen und weniger verschwenden

© Sylwester Pawliczek | Tafel Deutschland

 „In unserer Gesellschaft gibt es eine dramatische Schieflage, die sich in der aktuellen Diskussion um Lebensmittelpreise offenbart“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender von Tafel Deutschland e.V. Auf der einen Seite schmeißt jede und jeder Deutsche im Schnitt 85 kg Lebensmittel im Jahr weg. Ein Vier-Personen-Haushalt gibt damit jedes Jahr etwa 900 Euro für Lebensmittel aus, die gar nicht verzehrt werden. „So lange wir uns diese Lebensmittelverschwendung leisten, können wir nicht gegen etwas höhere Preise von Fleisch, Wurst, Milchprodukten oder Gemüse argumentieren. Vielmehr zeigt es doch, dass wir unser Verhältnis zum Wert von Lebensmitteln überdenken müssen“, so Brühl weiter. Nach wie vor entsteht etwa 50 Prozent der Lebensmittelverschwendung in den privaten Haushalten.

Auf der anderen Seite sind etwa 15 Prozent der Deutschen arm oder von Armut bedroht. „Sich ausgewogen, vollwertig und sicher zu ernähren, darf kein Luxus sein, den sich einige nicht leisten können. Aus Sicht der Tafeln sind niedrige Lebensmittelpreise aber nicht der alleinige Ansatz. Wir müssen stattdessen den Zusammenhang von ökologischen und sozialen Themen erkennen.  Eine Anpassung der ALGII-Sätze sowie höhere Löhne im Niedriglohnsektor, armutsfeste Renten und gezielte Unterstützung Alleinerziehender sind notwendig, wenn Lebensmittel teurer werden“, erklärt Jochen Brühl.

Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt ist aus Sicht der Tafeln die Ernährungsbildung, die schon in den Bildungsplänen der Schulen verankert sein sollte. Wissen über Herkunft und Aufwand der Produktion von Lebensmitteln steigert die Wertschätzung von Lebensmitteln ebenso wie es helfen kann, kostengünstiger einzukaufen.


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