Statement zum Entwurf des 5. Armuts- und Reichtumsberichts

Der Entwurf des fünften Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung offenbart, was bei den über 900 Tafeln in Deutschland jeden Tag offensichtlich ist: Armut ist in unserem Land zum Dauerzustand geworden.

Vor allem die zunehmende Überschuldung von aktuell 4,17 Millionen Menschen ist ein treibender Faktor für diesen unhaltbaren Zustand. Am schlimmsten ist dabei, dass gleichzeitig auch das Armutsrisiko für die Schwächsten unter uns steigt: 3 Millionen Kinder sind dem Risiko ausgesetzt in Armut zu leben. Das heißt, dass jedes fünfte Kind in der größten Volkswirtschaft Europas gefährdet ist, in die Armut abzurutschen.

Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V., sagt dazu: „Dass die Armut in Deutschland wächst, dass sie teils von Generation zu Generation vererbt wird, dass vor allem Kinder und alte Menschen immer mehr Not leiden, ist nicht neu. Wir erleben dies täglich bei den Tafeln vor Ort und fordern von den Verantwortlichen in der Politik seit Jahren ein nachhaltiges, lösungsorientiertes Vorgehen, das sich an den realen Situationen der Betroffenen orientiert. Dazu gehört zum Beispiel, dass viele Alleinerziehende in prekären Verhältnissen zu wenig Unterstützung vom Staat erhalten“.

Der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. stellt angesichts der Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung folgende Forderungen:

·     Die Regierung muss erkennen, dass auch die Ärmsten Teil der Gesellschaft sind. Werden sie ausgeschlossen, nimmt der gesellschaftliche Unfriede weiter zu. Will man das vermeiden, müssen tragfähige Konzepte und Lösungsstrategien geschaffen werden, um die Armutsentwicklung zu stoppen. 

·     Als Sprachrohr der Armen wird ein Armutsbeauftragter der Bundesregierung dringend benötigt, um sich für die Belange der Betroffenen einzusetzen und den ständigen Austausch mit den Ehrenamtsorganisationen zu sichern.

·     Armut und Bildungsniveau hängen nach den aktuellen Zahlen untrennbar zusammen. Entsprechend muss in Bildung, Förderung und Chancengleichheit aller weiter investiert werden. Wer Eigeninitiative von seinen Bürgern fordert, muss sie auch ermöglichen.

·     Der Zugang zu staatlichen Hilfen muss einfacher gestaltet werden, sodass diejenigen, die ein Recht auf Unterstützung haben, sie auch in Anspruch nehmen können.

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