15 Jahre Tafeln in Deutschland

05.06.2008

Eine Bilanz über 15 Jahre Engagement aus Gesellschaft und Wirtschaft gegen Armut

Im Rahmen des 14. Bundestafeltreffens zieht der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. auf seiner heutigen Jahrespressekonferenz in Magdeburg Bilanz. 15 Jahre nach Gründung der ersten Tafel in Berlin sind die Tafeln zu einer der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit geworden. Die fast 800 Tafeln in Deutschland unterstützen nahezu eine Million Menschen mit gespendeten Lebensmitteln. Sozialpolitisch haben sie an Gewicht gewonnen.

In ihrer Vielzahl sind die wohltätigen Tafeln in den vergangenen 15 Jahren zu einem wichtigen Faktor in der Daseinsvorsorge für sozial benachteiligte Bürgerinnen und Bürger geworden. „Als sich die ersten Tafeln gegründet haben, ging es noch vorwiegend darum Obdachlosen zu helfen“, erinnert sich Gerd Häuser.

Mit den Jahren wurde immer deutlicher, wie viele Menschen tatsächlich bedürftig sind: Heute suchen Langzeitarbeitslose sowie Familien mit Kindern, darunter viele Alleinerziehende, die Unterstützung der Tafeln. Zu den Tafel-Kunden zählen aber auch Berufstätige und Rentner, deren Einkommen kaum zum Leben reicht. Sie alle sind Empfänger staatlicher Transfer-leistungen.

„Die geltende Sozialgesetzgebung hat ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen. Es ist sicher kein Zufall, dass sich die Anzahl der Tafeln seit Einführung der Hartz-Gesetze im Jahr 2003 von damals 320 auf heute fast 800 vervielfacht hat“, so Gerd Häuser. „Die Tafeln füllen eine größer werdende sozialpolitische Lücke. Dass es sie überhaupt geben muss, ist ein Armutszeugnis für ein nach wie vor reiches Industrieland wie Deutschland. Die Tafeln können mit ihrer Arbeit persönliche Notlagen allerdings nur kurzfristig mildern. Es kommt aber auf den Staat an, die Ursachen von Armut wirksam zu bekämpfen. Armut stigmatisiert die Betroffenen, insbesondere die Kinder.“

Folgende drei Forderungen richtet der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V. angesichts der Leistungen der Tafeln an die Politik:

 

  • Ihre Anstrengungen zu verstärken, die Menschen in Arbeit zu bringen, und zwar zu einem Lohn, der es den Arbeitsnehmern ermöglicht, von ihrer Arbeit auch leben zu können.
  • Alles zu tun, um die erschreckend hohe Kinderarmut in den Familien zu bekämpfen, zum Beispiel durch den Ausbau der Kinderbetreuungsangebote und die Schaffung kostenloser Mittagessenangebote in den Schulen.
  • Den Bundesverband Deutsche Tafel e.V. als Interessenvertretung der fast 800 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland bei seiner Verbandsarbeit stärker zu unterstützen.

 

„Die Tafeln sind der sichtbare Beweis dafür, dass Armut in unserem Land alles andere als ein Randphänomen ist. Für eine immer größer werdende Zahl von Menschen ist sie bittere Realität. Dass sich Einrichtungen wie die Tafeln in dieser kurzen Zeit etablieren konnten, zeigt, wie löcherig das soziale Netz geworden ist“, resümiert der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V., Gerd Häuser. „Die Tafeln stehen aber auch für ein beispielloses bürgerschaftliches Engagement. Getragen wird es von zehntausenden ehrenamtlichen Helfern einerseits und unzähligen kleinen und großen Spendern und Sponsoren andererseits. Sie sind es, die die gewaltige soziale Leistung der Tafeln jeden Tag möglich machen.“

„Eine Anerkennung als siebter Sozialverband würden wir uns angesichts der kontinuierlich steigenden Leistungen der Tafeln in der Wohlfahrtspflege sehr wünschen. Mit Blick auf die weiter steigende Armut in Deutschland werden den Tafeln auch zukünftig eher mehr als weniger Leistungen abverlangt werden. Damit sie ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen können, werden wir uns als Verband verstärkt in sozialpolitische Fragen einmischen. Bei fast einer Million Tafel-Kunden ist das fraglos nötig“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.


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