Tafel-Vorsitzender fordert: „Unsere Gesellschaft darf sich Armut nicht länger leisten“
17.10.2023
Zum internationalen Tag für die Beseitigung der Armut warnt Tafel Deutschland eindringlich vor den dramatischen Folgen von Armut und macht mit der Kampagne "Armut hat viele Gesichter" aus soziale Ungerechtigkeit aufmerksam.
Stellvertretend für die 1,6 bis 2 Millionen Menschen, die bei den Tafeln Hilfe suchen, zeigen sechs Tafel-Kundinnen und -Kunden Gesicht: Sie sind in der neuen Aufklärungskampagne „Armut hat viele Gesichter“ der Tafel Deutschland zu sehen. Die Portraitierten verdeutlichen, dass Armut die unterschiedlichsten Gründe haben kann und ein strukturelles Problem ist, das nur politisch gelöst werden kann.
Tafel Deutschland nimmt den Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober zum Anlass, um mit der Kampagne auf das zunehmende soziale Ungleichgewicht und die gefährlichen Folgen von Armut aufmerksam zu machen. „Armut bedeutet nicht nur Verzicht auf materielle Dinge. Armutsbetroffene Menschen haben auch eine geringere Lebenserwartung als wohlhabendere Menschen und ein erhöhtes Risiko für psychische und physische Krankheiten“, erklärt Andreas Steppuhn, Vorsitzender Tafel Deutschland e.V. „Das darf sich unsere Gesellschaft nicht länger leisten.“
Soziale Teilhabe ist für armutsbetroffene Menschen kaum möglich, viele leben isoliert. „Man zieht sich ein bisschen zurück“, sagt Tafel-Kunde Burkhard im Rahmen der Kampagne. Tafel-Kundin Natalia aus der Ukraine berichtet von ihrer Überforderung mit der deutschen Bürokratie und Tafel-Kundin L. erzählt, dass sie noch nie in den Urlaub gefahren sei.
So geht es viel zu vielen Menschen in Deutschland: 14,1 Millionen sind von Armut bedroht oder betroffen. Zu ihnen zählen Kinder und Rentner:innen in Altersarmut, genauso wie Langzeitarbeitslose und Geringverdiener:innen, Alleinerziehende und große Familien, Geflüchtete und chronisch kranke Menschen.
„Unsere Kampagne soll Vorurteile abbauen und zeigen, dass jeder armutsbetroffene Mensch eine eigene Geschichte hat. Niemand soll sich dafür schämen müssen, Hilfe zu benötigen“, so Steppuhn. Denn Vorurteile gegenüber armutsbetroffenen Menschen und der dadurch fehlende öffentliche Druck auf die Politik tragen maßgeblich dazu bei, dass politisch in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaum wirkungsvolle Maßnahmen umgesetzt wurden, die Betroffene nachhaltig aus der Armut befreien. „Weder Bürgergeld noch Kindergrundsicherung oder Mindestlohn sind armutsfest. Hier muss die Regierung dringend nachbessern, um allen Menschen ein realistisches Existenzminimum zu garantieren“, fordert der Vorsitzende.
Unterstützung für die Kampagne
Die Wall GmbH unterstützt die Kampagne „Armut hat viele Gesichter“ mit einem Freiflächensponsoring: Von Oktober 2023 bis Januar 2024 zeigt das Unternehmen Motive der Kampagne kostenlos in vielen deutschen Städten. Tafel Deutschland bedankt sich herzlich für die Unterstützung bei Wall sowie beim Fotografen Reiner Pfisterer, der die Portraitfotos für die Kampagne pro bono aufgenommen hat.
Kampagne "Armut hat viele Gesichter"
(Download mit Klick auf das Bild)
