Riesige Lebensmittelüberschüsse sind angesichts steigender Not besonders dramatisch

30.04.2020

Zum Tag gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung bekommt in Zeiten der Corona-Pandemie eine besonders dramatische Aktualität. Während immer mehr Menschen durch Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit bedürftig werden, müssen große Mengen an Lebensmitteln vernichtet werden.

Weil Gastronomie, Hotels und Caterer derzeit nur eingeschränkt arbeiten können und als Abnehmer auf den Großmärkten fehlen, entstehen palettenweise Überschüsse an Großpackungen und frischer Ware. Gleichzeitig werden wegen steigender Nachfrage die Lebensmittel in den Supermärkten zwischenzeitlich knapp – und teurer. „Wir bekommen diese Auswirkungen bei den Tafeln massiv zu spüren. Supermärkte haben zum Teil deutlich weniger Lebensmittel für uns übrig. Gleichzeitig steigen die Angebote an Großspenden, also mehreren LKW-Ladungen mit Paletten an Lebensmitteln – zum Beispiel von Kreuzfahrtschiffen oder Produzenten, die Gastronomie und Hotels beliefern. Obwohl die Tafeln die größten Lebensmittelretter in Deutschland sind, können wir diese Mengen mit unserer Infrastruktur aus Zwischenlagern und großen Kühltransportern nicht bewältigen. Das ist besonders dramatisch, wenn man bedenkt, dass unsere Kundenzahlen in den letzten Wochen stetig steigen“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender Tafel Deutschland e.V.

„Schon lange fordern wir finanzielle Unterstützung vom Staat, um unsere Infrastruktur auszubauen und mehr Lebensmittel retten zu können. Mit den UN-Nachhaltigkeitszielen verpflichtet sich Deutschland, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Nur etwa vier Prozent der Verschwendung entsteht im Handel, ein größerer Anteil geht auf Produzenten zurück. Die Tafeln haben darauf in den letzten Jahren verstärkt reagiert, geraten beim Ausbau aber an ihre Grenzen. Größere Kühllager und Transporter können wir dauerhaft nicht alleine durch Spendengelder und ehrenamtliches Engagement realisieren“, so Brühl weiter. Erste Bundesländer, beispielsweise Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt, unterstützen die Tafeln zwar finanziell beim Ausbau der Infrastruktur. Doch diese Hilfen benötigt die Organisation bundesweit, um mehr Lebensmittel retten zu können.

Die über 940 gemeinnützigen Tafeln retten rund 265.000 Tonnen Lebensmittel im Jahr, das entspricht 500 kg in der Minute. „Für sich genommen ist diese Menge wahnsinnig beeindruckend, angesichts von bis zu 18 Millionen Tonnen Lebensmitteln, die nach wie vor jedes Jahr in Deutschland verschwendet werden, reicht das noch nicht. Mit der nötigen Infrastruktur könnten wir mehr Nahrung retten“, sagt Jochen Brühl.

Lebensmittelrettung ist Klimaschutz

Weltweit wird jedes dritte Lebensmittel für die Tonne produziert. In Deutschland landen laut WWF-Studie rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr ungenutzt im Müll. Statistisch gesehen sind das alle Nahrungsmittel, die von Januar bis Mai produziert werden. Der Tag der Lebensmittelverschwendung am 2. Mai macht auf das große Verschwenden aufmerksam.

Die Tafeln leisten mit ihrem Engagement einen Beitrag zum Klimaschutz und für eine solidarische Gesellschaft.

Plakate zum Thema stehen hier zum Download bereit.

Tafel Deutschland e. V.
Lebensmittel retten. Klima schützen. Menschen helfen.

Die über 940 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln einwandfreie überschüssige Lebensmittel von Händlern und Herstellern und verteilen diese regelmäßig an mehr als 1,6 Millionen bedürftige Menschen im ganzen Land. Damit schaffen sie eine Brücke zwischen Verschwendung und Armut. Mit rund 60.000 Ehrenamtlichen, die sich bei den Tafeln engagieren, sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland. Organisiert sind die Tafeln im Dachverband Tafel Deutschland e. V.


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