Tafeln kämpfen mit rückläufigem Engagement und fordern gezielte Stärkung des Ehrenamtes
05.12.2019
Anlässlich des Tages des Ehrenamtes am 05.12.2019 fordert Tafel Deutschland e.V.:
- Finanzielle Unterstützung für hauptamtliche Koordinierung des Ehrenamtes und zur Weiterbildung
- Anrechnung von Ehrenamt auf die Rentenpunkte
- Vergünstigte oder kostenfreie ÖPNV-Tickets für Freiwillige
Die 947 Tafeln in Deutschland kämpfen mit einem Rückgang des ehrenamtlichen Engagements. Zwar hat sich die Anzahl der helfenden Frauen und Männer sogar leicht erhöht, ihre geleisteten Stunden sind aber deutlich zurückgegangen: mehr als 60.000 freiwillige Helferinnen und Helfer schenken den Tafeln bundesweit rund 20 Millionen Stunden ihrer Zeit. 2018 waren es noch 24 Millionen freiwillig geleistete Stunden.
„Die Tafeln sehen sich damit einem allgemeinen Trend ausgesetzt. Unsere Idee findet ungebrochen sehr großen Zuspruch und viele Menschen möchten sich einbringen. Die zeitlichen Möglichkeiten für freiwilliges Engagement sind beim Einzelnen im Laufe seines Lebens aber eingeschränkter. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an das Ehrenamt bei den Tafeln. Als gemeinnützige Organisation sind wir deshalb gefragt, neue Formen des Engagements zu etablieren und unsere Ehrenamtlichen durch Weiterbildung zu unterstützen. Wir sehen aber auch die Politik in der Pflicht, das Ehrenamt gezielt zu stärken sowie einen Mehrwert für die Engagierten zu schaffen“, sagt der Vorsitzende von Tafel Deutschland, Jochen Brühl.
Um Ehrenamtliche nicht zu überlasten, fordern die Tafeln finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand für hauptamtliche Koordinatoren sowie Weiterbildung und Qualifizierung der Freiwilligen. „Sich zu engagieren, soll und darf Freude bereiten und nicht nur die Gesellschaft lebenswerter machen, sondern auch den Einzelnen stärken“, sagt Jochen Brühl.
Kostenfreie oder vergünstigte ÖPNV-Tickets würden beispielsweise helfen, das Ehrenamt jedem Interessierten zugänglich zu machen. Derzeit müssen viele Freiwillige Geld für Bus- und Bahntickets aufwenden, um sich engagieren zu können. Diese Hürde kann nicht gewünscht sein.
Die Tafeln fordern darüber hinaus, dass ehrenamtliches Engagement bei der Berechnung der Rentenpunkte berücksichtigt wird.
„180 Millionen Euro im Jahr würden die 60.000 freiwilligen Helferinnen und Helfer der Tafeln kosten, wenn sie mit Mindestlohn vergütet würden. Die Wertschöpfung, die durch Ehrenamt entsteht, ist unbezahlbar für eine Gesellschaft und nicht in Geld zu messen. Die Zahl zeigt aber, dass ehrenamtliches Engagement einen immensen und wichtigen konkreten Gegenwert hat, den wir uns mehr kosten lassen müssen als Schulterklopfer,“ fordert Brühl.
Wer sich ehrenamtlich bei den Tafeln engagieren möchte, findet hier die Tafel in seiner Nähe.
Projekte zur Stärkung des Ehrenamtes bei den Tafeln:
- Tafel Akademie gGmbH
Wissen teilen. Menschen stärken.
Die Tafel-Akademie qualifiziert die Tafel-Aktiven. Indem Tafel-Aktive qualifiziert werden, wird die professionelle Arbeit der Tafeln sichergestellt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Engagement unterstützt. Die Tafel-Akademie ist hundertprozentige Tochter der Tafel Deutschland e.V. und gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH).
- Tafel Jugend
Mit diesem Projekt werden gezielt junge Engagierte und Interessierte angesprochen, vernetzt und qualifiziert.
Tafel Deutschland e. V.
Lebensmittel retten – Menschen helfen. Zeit schenken.
Die über 940 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln einwandfreie überschüssige Lebensmittel von Händlern und Herstellern und verteilen diese regelmäßig an mehr als 1,6 Millionen bedürftige Menschen im ganzen Land. Damit schaffen sie eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel. Mit rund 60.000 Ehrenamtlichen, die sich bei den Tafeln engagieren, sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland. Organisiert sind die Tafeln im Dachverband Tafel Deutschland e. V.