25 Jahre Tafeln in Deutschland

01.10.2018

Vor 25 Jahren wurde die erste Tafel in Berlin gegründet. Mittlerweile bieten über 940 Tafeln in Deutschland für bedürftige Menschen Unterstützung an. Die Aufgaben der Tafeln sind in den vergangenen Jahren angewachsen und komplexer geworden.

Blick nach vorn

„Wenn ich in diesem Jahr zum 25-jährigen Tafel-Jubiläum auf meine Anfänge in der Tafel-Bewegung zurückblicke, dann wird mir besonders bewusst, dass wir uns in einem rasanten Prozess der Veränderung befinden“, sagte der Vorsitzende von Tafel Deutschland, Jochen Brühl.

„Die Arbeit der Tafeln ist vielfältiger, professioneller und auch anspruchsvoller geworden“, so Brühl weiter. „Wie die Gesellschaft insgesamt, so wird auch unsere Arbeit digitaler, globaler und schnelllebiger. Deshalb haben wir unser 25-jähriges Jubiläumsjahr bewusst als Zukunftsjahr ausgerufen, in dem wir mit unseren Unterstützern und Partnern nach vorne schauen wollen. Die vorangegangenen Zukunftswerkstätten und den heutigen Zukunftskongress in Berlin möchten wir nutzen, um herauszufinden, wie wir ehrenamtliche Arbeit attraktiv halten, mit der Digitalisierung umgehen, wir wollen über den Tellerrand Richtung Europa und in die Welt schauen und die Gesellschaft auf unsere Themen aufmerksam machen. Dieser Prozess wird uns die nächsten Jahre begleiten. Denn unser Ziel ist es, auch in Zukunft Lebensmittel zu retten und Menschen zu helfen“.

Aktuelle Lage

Die Tafeln verteilen gespendete Lebensmittel an etwa 1,5 Millionen Menschen. Ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Die Lebensmittel ergänzen den Speiseplan der Tafel-Kundinnen und -Kunden und entlasten ihr schmales Budget zugunsten anderer dringender Anschaffungen oder kultureller Aktivitäten. Viele Tafeln bieten mittlerweile Zusatzangebote von Kleiderkammern und Sozialberatung bis zu Bringdiensten und warmen Mittagstischen oder Kinderbetreuung an. Durch diese Angebote schaffen sie Raum für Begegnung und damit den Rahmen zum Aufbau eines sozialen Netzwerks, das von Armut Betroffenen Halt gibt und sie dabei unterstützen kann, ihre Situation zu verbessern.

Die 60.000 Tafel-Aktiven leisten über 24 Millionen Stunden ehrenamtliche Arbeit im Jahr – in einem umgerechneten Wert von 261 Millionen Euro. Sie retten durch ihren Einsatz jährlich über 260.000 Tonnen Lebensmittel und geben diese an Bedürftige weiter. 

„Mit ihrer Arbeit haben die Tafeln in den vergangenen 25 Jahren zwei Probleme ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt: Armut und Lebensmittelverschwendung in Deutschland. Beide Themen werden nach wie vor stiefmütterlich von der Politik behandelt. Dabei besteht enormer Handlungsbedarf. Wenn mittlerweile 1,5 Millionen Menschen auf die Unterstützung von Tafeln angewiesen sind, dann stimmt etwas in unserem Staat nicht. Wenn hunderttausende Senioren in Altersarmut leben, kinderreiche Familien oder Alleinerziehende ihren Lebensunterhalt nicht mehr hinlänglich bestreiten können, wenn Arbeit kein Schutz mehr vor Armut ist, wenn Menschen mit Migrationshintergrund keine Chance auf Aufstieg und Teilhabe haben, dann kann von einem existierenden Sozialstaat nicht mehr die Rede sein. Die sich zuspitzenden sozialen Unterschiede gefährden den Zusammenhalt der Gesellschaft“, so Brühl.

Gemeinsam mit vier großen Verbänden der freien Wohlfahrtspflege – der Deutsche Caritasverband, die Diakonie Deutschland, der Paritätische Gesamtverband, der Arbeiterwohlfahrt Bundesverband – fordern die Tafeln in der gemeinsamen Erklärung die Politik auf, sich stärker gegen Armut und Ausgrenzung einzusetzen.

Zudem leisten Tafeln einen bedeutenden Beitrag zur Lebensmittelrettung. Seit Bestehen weisen sie auf das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung in Deutschland hin und rufen zu mehr Wertschätzung im Umgang mit Lebensmitteln auf. „Wir dürfen uns diese sinnlose Verschwendung nicht länger leisten. Jeder achtlos weggeworfene Joghurt ist einer zu viel. Wir müssen endlich zu einem Umdenken kommen und bewusster mit den Ressourcen unserer Erde umgehen“, fordert Brühl.

Tafel Deutschland klärt die Verbraucherinnen und Verbraucher über den richtigen Umgang mit Lebensmitteln auf, etwa in Kampagnen zum Mindesthaltbarkeitsdatum oder Ausstellungen zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Zusätzlich bietet die Tafel-Akademie zahlreiche Seminare und Weiterbildungen in diesem Bereich an.

Ohne die Unterstützung von Spendern und Sponsoren könnten die Tafeln nicht helfen. Anlässlich des Tafel-Jubiläums bekräftigen die spendenden Supermärkte und Discounter ihre Zusammenarbeit mit den Tafeln.

 

 

25 Jahre TAFEL in Deutschland.
Auch in Zukunft: Lebensmittel retten. Menschen helfen.

Die 940 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln einwandfreie überschüssige Lebensmittel von Herstellern und Händlern und verteilen diese regelmäßig an 1,5 Millionen bedürftige Menschen in Deutschland. Damit schaffen sie eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel. Mit rund 60.000 Ehrenamtlichen, die sich bei den Tafeln engagieren, sind die Tafeln eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland. Organisiert sind die Tafeln im Dachverband Tafel Deutschland e.V.

 

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