Preissteigerung bei Lebensmitteln trifft vor allem Bedürftige / Bundesverband fordert Neuberechnung von Transferleistungen

14.08.2013

Angesichts des höchsten Preisanstieges bei Lebensmitteln seit über vier Jahren, zeigt sich der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. besorgt.
“Wenn die Lebensmittelpreise innerhalb eines Jahres um 5,7 Prozent steigen, dann macht sich das für die Mehrzahl der Verbraucher kaum bemerkbar. Für die rund 12 bis 14 Millionen von Armut betroffenen oder bedrohten Menschen allerdings schon. Sie müssen nun noch mehr rechnen als ohnehin schon. Wie sich unter diesen Umständen eine ausreichende Ernährung gewährleisten lässt, ist fraglich“, beurteilt der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V. Jochen Brühl die Situation.
„Die staatlichen Leistungen zur Existenzsicherung müssen endlich am realen Bedarf der Menschen berechnet werden und die Teuerungsraten berücksichtigen. Das betrifft den Bedarf für Nahrung ebenso wie den für Kleidung, Bildung, Wohnen, Energie und soziale Aktivitäten. Es kann nicht sein, dass Menschen am Ende des Monats ausgerechnet bei Lebensmitteln sparen. Das ist unwürdig.“

Bei Durchschnittshaushalten fallen die Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel mit 12  bis 14 Prozent nicht so stark  ins Gewicht. Rund 300 Euro geben sie monatlich bei Bäckern, Fleischern, Supermärkten und in der Gastronomie aus.

Für die etwa sieben Millionen Menschen, die Transferleistungen beziehen, hat der Staat dagegen nur ein sehr knappes Budget für Lebensmittel vorgesehen. Einem alleinstehenden AlgII-Empfänger gesteht der Gesetzgeber etwa 135 Euro für Nahrungsmittel und Getränke zu.  Das sind 35 Prozent des Grundsicherungssatzes von aktuell 382 Euro. „Ein Betrag, der für die meisten Bedürftigen auch ohne Preissteigerungen definitiv nicht reicht“, so Jochen Brühl. „Wir rechnen damit, dass sich in den kommenden Wochen und Monaten mehr bedürftige Menschen mit der Bitte um Unterstützung an die Tafeln wenden werden.“

Aktuell erhalten etwa 1,5 Millionen Menschen bundesweit Lebensmittelspenden von den 912 Tafeln. Die zumeist ehrenamtlichen Helfer verteilen vor allem Brot und Backwaren, Obst und Gemüse sowie Molkereiprodukte.
Mit dem Geld, das die Nutzer der Tafeln dadurch sparen, können sie sich andere Anschaffungen leisten, die ihre finanziellen Möglichkeiten sonst nicht zulassen – ein Buch, ein Besuch im Zoo mit den Kindern oder Lebensmittel, die einen höheren Preis haben. 

Pressestelle

Telefon: (030) 200 59 76-15
E-Mail: pr(at)tafel(dot)de