„Essen, wo es hingehört“: Bundesverband Deutsche Tafel e.V. ruft zu mehr Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln auf

13.03.2012 | Pressemitteilung | Politik

Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Deutschland im Müll. Das hat eine auf Hochrechnungen beruhende Studie der Universität Stuttgart ergeben, die heute von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner in Berlin vorgestellt wurde. Industrie, Handel und Großverbraucher gemeinsam verursachen knapp 40% der Abfälle. Den mit 61% größten Teil aber verursachen Privathaushalte. 81,6 Kilogramm wirft demnach jeder Bundesbürger jährlich weg. Laut der Studie wäre etwa die Hälfte dieser Abfälle vermeidbar. So aber landen verzehrsfähige Lebensmittel im Wert von bis zu 22 Milliarden Euro im Müll.

„Dass das Ausmaß der Verluste so groß ist, hat uns kaum überrascht - wohl aber der Anteil, den Privathaushalte daran haben. Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Noch nie standen uns so viele Lebensmittel zur Verfügung. Wir können in hunderttausenden Geschäften, an praktisch jedem Tag der Woche, Tag und Nacht Nahrungsmittel aus aller Welt kaufen. Nie waren Lebensmittel so nah und so günstig zu haben wie heute. Das alles hat Folgen für unseren Umgang mit Lebensmitteln“, beurteilt Gerd Häuser die Ergebnisse der Studie.

Lebensmittel wegzuwerfen galt einmal als Schande. Doch heute sei die Entsorgung des zu viel Gekauften für den Verbraucher zum Normalfall geworden, bedauert Gerd Häuser. „Das ist eine unglaubliche globale Ressourcenverschwendung, die vor allem die Menschen in den Erzeugerländern trifft“, so Gerd Häuser.

Der Verbandsvorsitzende fordert: „Wir brauchen hier bei uns einen verantwortungsvolleren Umgang mit Lebensmitteln“. Ob Hersteller, Händler oder Verbraucher – jeder müsse selbstkritisch prüfen, wo er Verschwendung vermeiden könne. Gerd Häuser begrüßt deshalb die vom Verbraucherschutzministerium und Handel angekündigte Aufklärungskampagne zum Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). „ Viele Menschen missverstehen das MHD als Verfallsdatum und werfen die Lebensmittel vorschnell weg, dabei sind die Lebensmittel bei entsprechender Lagerung meist noch sehr viel länger genießbar“, erklärt Häuser.

Er plädiert zudem für Aufklärung vom Kindesalter an: „Ernährungswissen sollte viel selbstverständlicher als bisher in Kitas und Schulen vermittelt werden. Die Kinder müssen wissen, woher ihre Nahrungsmittel kommen und wie man sich gesund ernährt.“ Zum Teil übernähmen bereits die Tafeln und ihre Kooperationspartner diese Bildungsarbeit.

Auch Politik und der Handel könnten ihren Teil dazu beitragen, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu begrenzen: „Es gibt immer noch aus Verbrauchersicht unsinnige EU-Vermarktungsnomen für Obst und Gemüse. Die gehören abgeschafft“, findet Gerd Häuser.

Das Engagement von Lebensmittelherstellern und -händlern zugunsten der Tafeln habe sich in den letzten Jahren spürbar verbessert, so Gerd Häuser. „Weil sie ihre Ware bei den Tafeln in guten Händen wissen, spenden viele Kaufleute und fast alle großen Lebensmittelhandelsunternehmen ihre einwandfreien aber überzähligen Lebensmittel an die 900 Tafeln. Wir würden uns wünschen, dass diejenigen, die bisher noch nicht mit den Tafeln kooperieren sich für eine Zusammenarbeit entscheiden“, so Häuser.

Schließlich hätten es sich die Tafeln zur Aufgabe gemacht, so viele Lebensmittel wie möglich vor der sinnlosen Vernichtung zu bewahren und sie benachteiligten Menschen zur Verfügung zu stellen. Einwandfreie Nahrungsmittel gehören auf die Teller der Menschen - nicht in die Mülltonne.“

Jede Woche sind  bis zu 50.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bei den fast 900 Tafeln als ‚Lebensmittelretter’ im Einsatz. Die Tafeln unterstützen bundesweit rund 1,5 Millionen bedürfte Menschen mit gespendeten Lebensmitteln. Rund 500.000 von ihnen sind Kinder und Jugendliche.