Bundesverband warnt vor Verharmlosung der Kinderarmut

29.02.2012 | Pressemitteilung | Armut

Nach einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hat sich der Anteil der von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen seit Einführung von HartzIV bundesweit kaum geändert. Danach lebt jedes siebte Kind von HartzIV. Betrachtet man nur Ostdeutschland ist sogar jedes vierte Kind auf diese staatliche Unterstützung angewiesen. In einigen Städten und Ballungsräumen Westdeutschlands seien die Quoten stark angestiegen und erreichen fast 35%. Familien mit vielen Kindern und Alleinerziehende seien nach wie vor besonders häufig von Armut betroffen.

„Diese Zustände müssen sich schnellstmöglich ändern“, fordert Gerd Häuser, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V. „Die Probleme sind seit vielen Jahren bekannt. Doch die Lösungsversuche der Politik greifen nach wie vor zu kurz. Das hat gravierende Auswirkungen auf eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen“, warnt Gerd Häuser.

Der Verband fordert strukturelle Reformen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik: „ Zehn Millionen Menschen arbeiten hierzulande nur in Teilzeit und auch die Zahl der Vollzeit arbeitenden Niedriglohnarbeiter geht in die Millionen. Arbeit zu haben, schützt heute längst nicht mehr vor Armut. Wirtschaftswachstum bedeutet eben nicht automatisch Wachstum und Wohlstand für alle. Die Menschen brauchen Arbeitsplätze, die sie auch ernähren“, urteilt Gerd Häuser und ergänzt: „Wo das noch nicht gelingt, brauchen wir flankierend eine aktivere Sozialpolitik.“

Der Bundesverband fordert, dass sich die Hartz-IV-Leistungen für Kinder endlich an den realen Bedürfnissen Heranwachsender und ihrer Familien orientieren. Eine Bildungspolitik vom Kindergartenalter an und kostenlose Mittagsmahlzeiten für alle Kinder in Kitas und Schulen seien das Mindeste. „Wir müssen es schaffen, allen Kindern gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – egal, wie einkommensstark oder -schwach ihre Eltern sind. Nur wer sich als Teil einer solidarischen Gesellschaft fühlt, wird sie später aktiv mitgestalten“, so der Vorsitzende.

Die Tafeln erleichtern mit Lebensmittelspenden rund 1,5 Millionen bedürftigen Menschen den Alltag, etwa eine halbe Million sind Kinder und Jugendliche. Viele Tafeln bzw. deren Träger bieten weiter gehende Hilfen speziell für Kinder an. Sie organisieren Freizeitaktivitäten oder Nachhilfeunterricht, ermöglichen Musikkurse oder richten pädagogisch betreute Treffpunkte ein.