Tafel-Verband: Flüchtlinge schneller in die Gesellschaft integrieren

23.03.2015

epd-Gespräch
Tafel-Verband: Flüchtlinge schneller in die Gesellschaft integrieren – epd-Gespräch: Dirk Baas
 
Der Bundesverband Deutsche Tafel hat klargestellt, dass auch Flüchtlinge die Angebote der Tafeln für Bedürftige nutzen können. „Jeder Mensch in einer Notlage kann sich an die Tafeln wenden“, sagte der Vorsitzende der bundesweiten Organisation, Jochen Brühl, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ausschlaggebend sei allein das Kriterium der Bedürftigkeit. Der Verband sorgt sich um zunehmende Fremdenfeindlichkeit und stellte in Berlin sein Grundsatzpapier „Anerkennung statt Ausgrenzung - Charta gegen Rassismus und Rechtsextremismus“ vor.
 
Dieses Statement sei nötig, weil „rassistische Äußerungen in letzter Zeit generell zunehmen“. Mit der Charta setze der Verband ein deutliches Zeichen, dass Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt keinen Platz bei den Tafeln haben, sagte Brühl. Die Tafeln wollen den Austausch zwischen den Menschen fördern, interkulturelle Kompetenzen fördern und „durch gelebte Vielfalt Vorurteile abschaffen“.
 
Brühl räumte ein, dass sich in letzter Zeit „Vorbehalte gegen die wachsende Zahl von Flüchtlingen bei den Tafeln häufen“. Man müsse darauf reagieren, dass „diese Ressentiments von außen an uns herangetragen werden“. Für viele Kommunen sei es ein Kraftakt, Hunderte von Flüchtlingen zu versorgen: „Diese Herausforderung darf aber rassistische Auswüchse nicht befördern.“

Derzeit sei nicht zu beziffern, wie viele Flüchtlinge bundesweit von den Tafeln versorgt werden: „Aktuell fragen wir die Zunahme ab, Zahlen liegen uns allerdings erst in einigen Wochen vor.“ Als Beispiel für den Anstieg nannte Brühl eine Tafel, die wöchentlich rund 340 Menschen unterstützt. Von dieser Gruppe seien schon heute 120 Flüchtlinge. Bis zum Sommer rechneten die Betreiber mit weiteren 100 Flüchtlingen, die zu versorgen sind.
 
Hauptproblem im Umgang mit der steigenden Zahl von Flüchtlingen sei die Sprachbarriere. Dazu kommt laut Brühl, dass mancherorts die personellen Ressourcen erschöpft seien und die gespendeten Lebensmittelmengen nicht mehr ausreichten.
 
Mit Blick auf die weiter steigenden Flüchtlingszahlen sagte der Vereinsvorsitzende, die Politik müsse die Menschen möglichst schnell von den Tafel-Angeboten unabhängig machen. Die Parteien müssten die Realität anerkennen, dass viele dieser Menschen etwa aus Syrien auf absehbare Zeit nicht in ihre Heimat zurückkehren werden. Deshalb müssten sie schnell in die deutsche Gesellschaft eingegliedert werden.

Verabschiedet wurde das Papier anlässlich des UN-Tages gegen Rassismus, der am Samstag begangen wird. Er bildet den Höhepunkt der Internationalen Wochen gegen Rassismus, in deren Rahmen deutschlandweit vom 16. bis 29. März zahlreiche Veranstaltungen stattfinden.
 
Quelle: epd (20.03.2015)

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