19. Bundestafeltreffen endet in Neubrandenburg / Jochen Brühl neuer Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V.

08.06.2013

Heute ging das Bundestafeltreffen in Neubrandenburg zu Ende. Drei Tage lang verständigten sich die rund 700 Vertreterinnen und Vertreter der 911 gemeinnützigen Tafeln gemeinsam mit Freunden und Förderern aus Wohlfahrt, Politik und Wirtschaft
über ihre Arbeit im Kontext der aktuellen Wirtschafts- und Sozialpolitik.

Ein Dreh- und Angelpunkt des Austausches war die Frage, welchen Beitrag bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement bei den Tafeln und für die Tafeln realistischerweise in der Praxis leisten kann, um Armut zu lindern – und welche Aufgaben andere gesellschaftliche Akteure und vor allem staatliche Institutionen im Bereich der Daseinsfürsorge für arme oder von Armut bedrohte Bürgerinnen und Bürger leisten müssen.
Das zwanzigjährige Bestehen der Tafel-Bewegung bot den Anlass, auf die Entwicklungen und Leistungen der Tafeln und ihrer Trägerorganisationen zurückzublicken.

Intensiv diskutiert wurde von den Delegierten auch die Frage, wie sich die demografische Entwicklung auf die Tafeln auswirken wird. Schon jetzt beträgt der Anteil der Seniorinnen und Senioren an den Tafel-Nutzern örtlich bis zu 40 Prozent. Der Bundesverband erwartet hier in den kommenden Jahren spürbare Steigerungen. Die Tafeln stellen sich nach Möglichkeit auf ältere Nutzer ein, z.B. mit Bringediensten und Senioren-Cafés.

Die Generationenfrage stellt sich auch auf der Seite der Helfer: Bisher wird die Arbeit der Tafeln ganz überwiegend von der Generation 60 plus geschultert. Die Tafeln wünschen sich daher, dass sich mehr jüngere Menschen als Lebensmittelretter engagieren. Der Verband hat eine eigene Plakatkampagne gestartet, um sozial und ökologisch Engagierte ab 16 Jahren zu erreichen.


Geschäftsführender Vorstand gewählt – Jochen Brühl neuer Vorsitzender

Bei ihrer Mitgliederversammlung am Freitag, 7. Juni, haben die Delegierten der Tafeln in Deutschland über einen neuen geschäftsführenden Vorstand abgestimmt.

Mit großer Mehrheit wurde der bisherige stellvertretende Vorsitzende Jochen Brühl zum neuen Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V. gewählt. Er folgt auf Gerd Häuser, der den Verband zuvor sechs Jahre lang geführt und nicht wieder kandidiert hatte.
 
„Ich werde den vom Vorstand in der Vergangenheit eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Der Bundesverband wird seine Rolle als Fürsprecher der von Armut betroffenen Menschen weiter ernst nehmen und gleichzeitig die Tafeln bei ihrer Arbeit vor Ort bestmöglich unterstützen“, sagte Jochen Brühl.

 

Mit Blick auf den anstehenden Generationenwechsel bei den Tafeln warb Jochen Brühl (47) um Nachwuchs: „Das Ehrenamt ist einer unserer größten Schätze. Mich bereichert meine freiwillige Arbeit für die Tafeln seit fast 15 Jahren. Wir möchten junge Leute, die in der Ausbildung sind oder im Beruf stehen, ermutigen, Verantwortung für die Menschen in ihrer Stadt zu übernehmen. Bei den Tafeln sind sie herzlich willkommen.“

Als Stellvertreter wurden Ludwig Geissbauer, Henriette Meier-Ewert und Beate Weber-Kehr gewählt. Für eine vierte Amtszeit bestätigte die Mitgliederversammlung außerdem den Schatzmeister Willy Wagenblast.


Jochen Brühl war vor seiner Wahl zum Vorsitzenden bereits sechs Jahre lang als stellvertretender Vorsitzender im Vorstand des Bundesverbandes aktiv. Hier verantwortete er das Ressort Fundraising. Der studierte Sozialarbeiter ist hauptberuflich als Fundraiser tätig. Jochen Brühl ist Mitbegründer der LudwigsTafel e.V. in Ludwigsburg (Baden-Württemberg), deren Geschäfte er 13 Jahre lang ehrenamtlich geleitet hat.

Ludwig Geissbauer ist Mitbegründer und seit 2005 ehrenamtlicher Vorsitzender der Rhein-Hunsrück-Tafel (Rheinland-Pfalz). Seit 2009 arbeitet er zudem ehrenamtlich als Logistik-Beauftragter der Tafeln in Rheinland-Pfalz. Der Oberstleutnant a.D. hat langjährige Erfahrung als Geschäftsführer einer Software-Firma.

Henriette Meier-Ewert ist Mitbegründerin der Rathenower Tafel (Brandenburg) und seit 1998 deren ehrenamtliche Vorsitzende. Die studierte Juristin gehört zu den Mitbegründern des Landesverbandes der Tafeln Berlin-Brandenburg. Hauptamtlich ist Henriette Meier-Ewert als Richterin tätig.

Beate Weber-Kehr ist  Mitbegründerin der Blankenhainer Tafel (Thüringen) und war 14 Jahre lang deren ehrenamtliche Vorsitzende. Die studierte Sozialpädagogin hat den Landesverband der Thüringer Tafeln mit  ins Leben gerufen und  blickt zusätzlich seit 2003 auf Erfahrungen im Vorstand des Bundesverbandes zurück.

Willy Wagenblast wurde im Juni 2007 das erste Mal als Schatzmeister gewählt. Zuvor war er bereits als Finanzvorstand des Landesverbandes der baden-württembergischen Tafeln tätig. Seit 2005 ist er zudem als Schatzmeister im Vorstand der Singener Tafel e.V. aktiv.  Der Betriebswirt war unter anderem als Geschäftsführer einer Entwicklungsgesellschaft tätig.

Der geschäftsführende Vorstand des Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V. arbeitet traditionell uneingeschränkt ehrenamtlich. Er erhält weder pauschale Aufwandsentschädigungen noch Sitzungsgelder. Das gilt ebenso für den Gesamtvorstand, in dem weitere 12 Frauen und Männer die Interessen der Tafeln den Bundesländern vertreten.


Lange Tafel beendet das Bundestafeltreffen 2013

Etwa 1.200 Menschen haben am Samstag an einer etwa 80 Meter langen Tafel auf dem Neubrandenburger Marktplatz gemeinsam kostenlos zu Mittag gegessen. Die Lange bildet traditionell einen der Höhepunkte des Bundestafeltreffens und wirbt für ein solidarisches Miteinander in der Gesellschaft. Hunderte Tafel-Aktive aus ganz Deutschland sowie zahlreiche Neubrandenburger Bürger versammelten sich zum gemeinsamen Miteinander. Unter den Gästen waren auch die Landtagspräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern und Schirmherrin des Bundestafeltreffens, Sylvia Bretschneider, Sozialministerin Manuela Schwesig, die Olympiasiegerin im Kugelstoßen, Astrid Kumbernus, sowie Fußballprofi Tobias Jänicke.


Manuela Schwesig dankte den Ehrenamtlichen für ihre Arbeit: „Die Tafeln haben in den letzten 20 Jahren Großes geleistet, um Menschen in Notsituationen unbürokratisch zu helfen.“ Im Kampf gegen Armut sei jedoch die Politik in der Pflicht, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Tafeln überflüssig werden.


Neubrandenburger OB gewinnt Sport-Wette: Fast 10.0000 Kilometer für die Tafel

Während der der Langen Tafel wurde das Ergebnis der Sportwette bekannt gegeben, die Neubrandenburgs Oberbürgermeister Dr. Paul Krüger Anfang Mai mit dem Bundesverband abgeschlossen hatte. Der OB hatte gewettet, dass die Neubrandenburger Sportsgeist beweisen und am 14. Juni mindestens 5.000 Kilometer zugunsten der Neubrandenburger laufen würden.
Über 1.600 Läufer aller Altersgruppen nahmen die Herausforderung an und legten beachtliche 6.500 Runden im Neubrandenburger Kulturpark zurück. Zusammen ergab das eine Laufstrecke von 9.458 Kilometern.

Die Rewe Group als langjähriger Unterstützer der Tafeln hatte sich im Vorfeld bereit erklärt, für jeden gelaufenen Kilometer jeweils zwei Kilogramm haltbare Lebensmittel an die Neubrandenburger Tafel zu spenden. In Anbetracht der Laufleistung der Neubrandenburger Läuferinnen und Läufer, unter ihnen Kinder, Erwachsene, Menschen mit Handicap und Leistungssportler, erhöhten REWE und PENNY das Spendenvolumen von den gewetteten 10 Tonnen auf 22 Tonnen Lebensmittel.

Die Spende wurde heute bei der Langen Tafel an die Neubrandenburger Tafel überreicht.

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